Stiche
David Small
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1945 wurde David Small in Detroit geboren. Sein Vater war Arzt, Radiologe. Doch damals, als die Röntgenmedizin noch neu
war, wussten die Ärzte nichts von der Schädlichkeit der Strahlung, und so hatte auch Davids Vater keine Bedenken, den
kränklichen Jungen immer wieder unter den Röntgenapparat zu legen. Jahre später, im Alter von elf, wird eine Wucherung
an Davids Hals festgestellt. Doch es vergeht viel Zeit, bevor David tatsächlich wegen dieser vermeintlichen Talgzyste
operiert werden soll. Denn eine OP kostet Geld, das die Eltern lieber in ein neues Auto und neue Möbel, denn in ihren
Sohn investieren.
Das Ausmaß an Emotions- und Lieblosigkeit, dem das Kind in dieser Familie ausgesetzt wird, ist schier unfassbar. Es
herrscht ein allgegenwärtiges Schweigen und so zog sich David schon von frühester Kindheit an in Fantasiewelten zurück.
Geschwiegen wird auch, als David dreieinhalb Jahre nach der ersten Diagnose endlich doch operiert wird. Niemand sagt
ihm, warum eine zweite OP folgt, warum dabei nicht nur die Wucherung am Hals, sondern auch ein Stimmband und die
Schilddrüse entfernt wurde. Erst als ihm später zufällig ein Brief seiner Mutter an die Großmutter in die Hände fällt,
liest er darin, dass er Krebs hatte ...
Der Rückblick, den David Small auf den mehr als 300 Seiten seiner autobiografischen Graphic Novel Stiche auf
seine Kindheit und Jugend wirft, ist mehr als beklemmend – und zugleich eine unglaublich kraftvolle und auch positive
Erzählung. Denn trotz dieser traumatischen Kindheit gelang Small mithilfe eines Therapeuten schließlich der Einstieg
ins „richtige Leben”, in dem er nach einem Kunststudium vor allem als Kinderbuch-Illustrator bekannt wurde.
Seine grafische Kunstfertigkeit, mit der er die Emotionen seiner Figuren zeichnerisch umsetzt, vervollständigen
diesen großartig erzählten, eindrucksvollen Comicroman.
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Mezek
André Juiilard, Yann
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1948 hat Israel gerade erst seine Unabhängigkeit erklärt. Um den Schutz des jungen Staates zu gewährleisten, gibt es auch
eine kleine Gruppe israelischer Kampfflieger – doch sind dies oft internationale Söldner, die in von anderen Ländern
ausgemusterten Flugzeugen unterwegs sind. Anfangs sind es ausgerechnet tschechische Flugzeuge auf Basis einer deutschen
Messerschmitt. Eines dieser wegen ihrer schwierigen Start- und Landeeigenschaften Mezek (Maulesel) genannten Flugzeuge
wird von Björn geflogen, einem angeblich schwedischen Söldner, der nicht nur aufgrund des Geldes fliegt, sondern für
den diese lebensbedrohenden Einsätze auch eine Wiedergutmachung für seine eigene Vergangenheit sind. Die Spannungen
steigen aber zwischen den Söldnern und den nun vermehrt zur Einheit stoßenden jungen Israelis an ...
Yann wirft mit seiner Erzählung vor zeitgeschichtlichem Hintergrund einen Blick auf das Lieben und Leiden der Menschen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Flieger-Comics steht hier nicht die Technik und das Abenteuer im Vordergrund, Yann
schrieb einen spannenden historischen Thriller, der auch einen realistischen Blick auf die Anfänge Israels wirft.
Detailreich gezeichnet wurde die Geschichte von André Juillard, dessen elegante Bilder das Drama vor den Augen der
Leser/innen lebendig werden lassen.
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Chapeau, Herr Rimbaud
Christian Straboni, Laurence Maurel
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Das zu kurze Leben des französischen Dichters Arthur Rimbaud bietet noch immer Raum für Geheimnisse. Insbesondere über
seine Zeit in Afrika (ab 1880) ist wenig bekannt. Christian Straboni hat sich nun für sein (zusammen mit Co-Szenarist
Laurence Maurel) entstandenes Album Chapeau, Herr Rimbaud dieser Lebensphase Rimbauds angenommen. Doch es
geht nicht um neue Erkenntnisse aus dessen Leben, denn die Geschichte aus der Sicht eines entflohenen Sträflings, der
sich Rimbauds Karawane anschließt, die eine Waffenlieferung durch die Wüste transportiert, ist der Fantasie entsprungen.
Straboni entführt in prägnanten schwarzweißen Bildern seine Leser/innen in ein aufregendes und vergnügliches Abenteuer,
bei dem die grafischen und erzählerischen Anklänge an „Corto Maltese” sicherlich nicht ungewollt sind.
Eine wunderschöne Erzählung, die bestens unterhalten kann – schade nur, dass das arg durchschimmernde Papier den
Lesegenuss mindert.
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Mouse Guard: Legenden der Wächter
diverse Autoren
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Nach zwei regulären Bänden von David Petersens großartiger Serie Mouse Guard gibt es mit den Legenden der Wächter nun
weitere Erzählungen über die kämpferischen Nager. Von Petersen selbst stammt dabei nur die Rahmenhandlung in einem kleinen Lokal
am westlichen Rand der Maus-Territorien. Hier erzählen die Gäste Geschichten (denn die Beste soll mit einem Erlass der
angeschriebenen Schulden belohnt werden). Für die Geschichten selbst fanden sich viele andere Comic-Künstler zusammen,
die in dieser (mit einem Eisner Award preisgekrönten) Anthologie der Welt der Wachtmäuse neue erzählerische und grafische
Nuancen zufügen. Eine wunderschöne Kurzgeschichtensammlung, die Petersens mittelalterliche Mäusewelt bestens ergänzt.
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