Der Leuchtturm
Bruno Le Floc‘h
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Im April des Jahres 1911 wird ein junger Ingenieur vom Paris in einen entlegenen bretonischen Fischerort geschickt,
um dort den Bau eines Leuchtturms vor der Küste zu leiten. Eine Aufgabe, die sich deutlich schwieriger erweist,
als gedacht, denn der Felsen, auf dem das Fundament des Turms errichtet werden soll, ist nur während der Ebbe
zu Zeiten der Springflut zugänglich, nicht öfter als 20 bis 30 Tage im Jahr. Auch die Dorfbewohner begegnen dem Fremden
aus der Stadt eher abweisend. Der Bau des Leuchtturms wird für den Ingenieur zu einer ganz besonderen Lebenserfahrung.
Mehrere Jahre wird er in dieser Ortschaft verbringen und sich mit immer neuen technischen und finanziellen Problemen
beim Bau auseinandersetzen. Durch den langen Aufenthalt in der Gegend entwickeln sich auch Freundschaften, wie zu dem
Fischer Nonna und eine Verbundenheit zu Land und Leuten.
Die Liebe zur bretonischen Küstenlandschaft zeigt sich auch
in den stimmungsvollen Bildern von Bruno Le Floc‘h. Der geborene Bretone arbeitete zunächst als Storyboard-Zeichner
für TV-Animationsserien, bevor er 2003 seinen ersten, ebenfalls von maritimen Themen geprägten Comic vorlegte. Im
Jahr darauf folgte mit Der Leuchtturm ein ausgereifter und atmosphärisch dichter Comic-Roman, für den Floc‘h mit
dem renommierten „Prix René Goscinny“ ausgezeichnet wurde.
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Jonny Double
Eduardo Risso, Brian Azarello
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Nach der im letzten Monat vorgestellten Serie 100 Bullets gibt es nun
bereits einen weiteren Titel des Autoren-Teams Eduardo Risso und Brian Azarello: Jonny Double. Die im
Original 1998 erschienene Story war die erste Zusammenarbeit der beiden. Die Geschichte dreht sich um
einen unter notorischem Geldmangel leidenden Privatdetektiv. Ein neuer Auftraggeber bittet ihn, seine
Tochter Faith im Auge zu behalten, damit diese keinen Unsinn anstellt. So lernt Jonny eine Gruppe
Jugendlicher, mit denen Faith herumhängt, kennen und wird von diesen schon bald in eine Sache hineingezogen,
von der er besser die Finger hätte lassen sollen. Einer von Faiths Freunden stieß auf ein scheinbar
vergessenes Konto des längst verstorbenen Al Capone. Dem Hacker-Kid gelang es einen angeblichen Sohn
mit Kontoberechtigung in die Computer der Bank einzugeben – nun fehlt nur noch ein Mann im passenden
Alter, um die Kohle abzuheben. Doch dummerweise war das Konto gar nicht so vergessen, wie gedacht,
und dass Jonny die Bank statt mit den erwarteten 300.000 $ überraschenderweise mit sieben Millionen
verlassen konnte, wird irgendjemanden mit Sicherheit ziemlich verärgern. Und diese Überraschung bleibt
nicht die einzige in diesem spannenden Krimi.
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Lenas Reise
André Juillard, Pierre Christin
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Die Geschichte beginnt in einem entlegenen Teil Ost-Berlins. Eine Frau begegnet hier einem ehemaligen
DDR-Funktionär. Die beiden kennen sich nicht, doch ihr Treffen wurde arrangiert, damit die Frau,
Lena, einige Dokumente erhält, deren Inhalt sie auswendig lernt. Dies ist der Ausgangspunkt von
Lenas Reise, die sie weiter nach Budapest, nach Rumänien, in die Ukraine, nach Izmir und Damaskus
führt. Immer ist Lena darauf bedacht unauffällig und unkontrolliert über die Grenzen zu gelangen.
Sie trifft sich an ihren Zielen mit weiteren ihr fremden Menschen, denen sie Informationen oder
Geschenke übergibt. Diese scheinbar belanglosen Gegenstände, wie Wiener Marzipan oder ein Eau de
Toilette verbergen aber ganz andere Dinge. Was ist der Hintergrund von Lenas konspirativer Reise,
was verbergen und was verbindet die so unterschiedlichen Menschen, die sie trifft?
Pierre Christin lässt Orte und Menschen auf die Leser/innen wirken. In einem ruhigen Erzählstil,
der durch André Juillards klare und elegante Grafik bestens unterstützt wird, entwickelt der Autor
aus den scheinbar so unspektakulären Geschehnissen eine äußerst packende Geschichte vor dem
Hintergrund aktueller Weltpolitik.
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Der Sternenwanderer – Stardust
Neil Gaiman, Charles Vess
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Mit Stardust präsentiert Panini einen weiteren Vertigo-Titel, doch hier handelt es sich um
keinen Comic, denn der unter anderem durch Sandman bekannte Szenarist Neil Gaiman wählte für
diese Erzählung das geschriebene Wort – allerdings von Charles Vess reichhaltig (mit fast 200
farbigen Illustrationen) bebildert. Die Geschichte beginnt in dem kleinen englischen Ort Wall,
der seinen Namen von einer im Süden der Siedlung liegenden Steinmauer hat. Es gibt nur einen
Durchgang, der normalerweise von den Bewohnern Walls streng bewacht wird, denn dahinter beginnt
ein verzaubertes Land, das besser nicht betreten werden sollte. Nur einmal in neun Jahren wird
der Durchgang für zwei Tage geöffnet, denn es findet ein Markt im Feenland statt, ein Markt
auf dem wunderbare und magische Artikel zu erwerben sind – manchmal mit ungeahnten Konsequenzen.
Diese Erfahrung macht auch der 18-jährige Dunstan Thorn, ein junger Mann aus Wall, der eine
zauberhafte Glasblume für seine Angebetete erwirbt. Gaimans Erzählung, ein wunderschönes (und
ein wenig kitschiges) Märchen von Liebe und Magie, wurde mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet
und diente als Vorlage für einen hier im Herbst anlaufenden Kinofilm.
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